#metime

Während ich anfange, diesen Artikel zu schreiben, sitze ich vor dem großen Fenster meiner kleinen Ferienwohnung. Durch die Scheibe fällt Licht, Licht und nochmal Licht. Ich bin glücklich. Das Meer kann ich von hier aus nicht sehen, aber ich weiß, dort hinten, hinter dem kleinen Wäldchen, 300 Meter von mir entfernt, liegt es in seiner ganzen Schönheit. Ich liebe das Meer. Wie gut, dass alles so gekommen ist.

Der ursprüngliche Plan war es, mit dem Lieblingsmann eine „Übungsfahrt“ im Wohnmobil zu unternehmen. Wir wollten unserem Traum von einer Auszeit nach dem Motto „tinybuthappy“ ein Stück näher kommen. Als klar war, dass der gemeinsame Kurzurlaub nicht stattfinden kann, war ich sauer, enttäuscht und traurig zugleich. Sauer, weil mein letzter Tapetenwechsel bereits sehr lange her war, enttäuscht, weil ich mich so auf diesen Trip gefreut hatte und traurig, weil es offensichtlich erstmal keinen gemeinsamen Urlaub zu geben schien.

Mein innerer Druck jedoch war so stark, dass ich entschied, dennoch zu fahren. Allein. Irgendwo hin. Ohne Familie, ohne Arbeit, ohne Umfeld. Damit rechnete keiner so richtig – ich am wenigsten, aber im Moment der Entscheidung tat ich den ersten Schritt, um endlich mal wieder zu mir selbst zu kommen und das Verhältnis zwischen mir und meiner Selbstliebe zu überprüfen. Nun bin ich hier, und alles ist gut.

Nicht einkaufen, kein Wecker, nicht reden, nicht lachen, nicht kochen – oder besser gesagt, alles nur dann, wenn mir danach ist. Aufräumen nur für mich, oder auch nicht. Beine hoch oder nicht. Aber auch…

Mich selber sehen

Ich war jahrelang nicht mehr mit mir allein. So richtig. Ohne Verpflichtungen. Das ist ungewohnt. Die eigenen Bedürfnisse erkennen und spontan entscheiden, sie zu befriedigen oder nicht. Sie hinterfragen, cool finden oder auch doof. Einfach ich sein, so wie ich bin. Hat was mit Selbstliebe zu tun und müsste eigentlich täglich auch zuhause möglich sein. Wann bitte kommen wir aber im normalen Familien- und Berufsleben dazu, uns selbst zu sehen? Die meisten von Euch wissen wahrscheinlich, wovon ich spreche…

Mich aushalten

Wie lange halte ich es mit mir alleine aus? Ich war zwar nicht im 10-tägigen Schweigeretreat, sondern nur 5 Tage auf einer Insel, aber ich traf niemanden außer der Kassiererin beim Einkaufen, der Bedienung im Café oder zufällig meinen Vermieter. Ansonsten keine Gespräche, nur die innerlichen mit mir selbst. Was mache ich mit mir vierundzwanzig Stunden allein? Eines wurde schnell klar… ich hatte absolut keine Schwierigkeiten, genoss jeden Moment und war mit mir selbst voll zufrieden.

Die Tage vergingen, ich machte mir täglich Notizen, welche Gefühle hoch kamen. Zu welcher Tageszeit, an welchem Ort. Ich merkte wie ich unruhig war, weil ich Schwierigkeiten hatte, nichts zu tun. Schließlich bin ich ein Outdoorfreak mit Drang nach Bewegung. Ich redete mir also immer wieder ein, dass es o.k. ist, nichts zu tun. Das auch dann alles gut ist, wenn ich nur mal den ganzen Tag auf dem Sofa liege(n würde). Trotzdem – ich lud mir eine Outdoor-App runter und machte täglich eine stundenlange Tour. Wer aus meiner Familie hätte darauf wohl sonst noch Lust gehabt?…

#metime Usedom

Ansonsten genoss meine Morgenroutine wann immer ich wollte, aß nur die Dinge, um die ich zuhause oft kämpfen muss, weil sie einmal zu oft meinem Bedürfnis nach überwiegend fleischloser Ernährung nachkommen. Wie sieht es aus mit meinem Leben? Gefällt es mir so wie ich es lebe? Macht mir meine Arbeit Spaß? Wo möchte ich hin? All´ das waren Gedanken, die ich nur dort, aber vor allem allein, so richtig ausleben konnte. Sie kamen und blieben. Länger als zuhause, denn ich war nicht abgelenkt.

Fazit

Es waren fünf fantastische Tage, in denen ich mich erholen und entspannen konnte. In denen ich spüren konnte wie gut es mir geht. In denen ich meine Familie phasenweise vermisste, in denen ich aber auch mich selber wieder intensiver spürte. Ich bin jetzt fünfzig Jahre alt und in der großartigen Situation, dass ich meine Kinder (fast) nur noch „von außen“ begleiten muss. Sie sind selbständig und das bedeutet, der Fokus liegt wieder mehr auf mir selbst. #metime. Selbstliebe.

Ich habe gemerkt, was ich in meinem Leben intensivieren möchte und auch, dass es ein bis zwei Dinge gibt, die sich verändern sollten. Am Ende war es gut, dass es so gekommen ist – Ich bin sehr dankbar für die Zeit am Meer, für die #metime und hoffe nun sehr, dass die „Übungsfahrt“ im Wohnmobil das nächste aufregende Erlebnis wird – zu Zweit. Am Wochenende geht es auf alle Fälle erstmal zur Camping- und Caravanmesse in Schönefeld!

Solltest Du – allein oder mit Partner/Familie – nach Usedom kommen und nicht so sehr auf den ganzen Tourismustrubel stehen, dann kann ich Dir meine Unterkunft bei Familie Knop, Land, Meer & mehr nur empfehlen. Sie bieten drei unterschiedlich große Ferienwohnungen an.

Zempin