Traumfigur, Wohlfühlgewicht oder was?
Wenn du das liest, gehörst du vermutlich zu den Frauen, die sich gerade mit den Veränderungen der Lebensmitte, der Wechseljahre auseinandersetzen. Bekommst du bei dem Wort Traumfigur feuchte Augen, weil du dich längst von DEINER Traumfigur verabschiedet hast? Oder war das Thema Traumfigur nie relevant für dich, und du hast dein Wohlfühlgewicht gefunden?
Im Rahmen der Lemondays-Blogparade, die im Oktober die Frage „Bye bye Traumfigur? Wie geht das mit dem Gewicht ab 40? oder 50?“ beleuchtet, habe ich lange nach einem passenden Inhalt für diesen Artikel gesucht und mich schliesslich entschieden, nicht über die Wichtigkeit von Bewegung und Ernährung zu sprechen, sondern meine persönlichen Gedanken und Erfahrungen bezüglich des Themas mit dir zu teilen. Ich denke, das sollten wir viel öfter tun, denn wir sitzen alle im gleichen Boot – auf die eine oder andere Weise. Die Blogparade bietet die ideale Plattform für den Austausch. Let´s talk.
Ego lässt grüßen
Für mich ist die Phase des Wechsels etwas Positives und Bereicherndes. Das war allerdings nicht immer so.
Ich hatte Glück! Das Thema „Traumfigur“ nahm in meinem Leben nie einen nennenswerten Raum ein. Das lag vielleicht daran, dass ich seit meinem achten Lebensjahr sportlich aktiv und bis zum Ende meiner Jugend sogar dem Leistungssport verfallen war. Später machte ich mein Hobby „Sport“ zum Beruf. Vielleicht lag es aber auch daran, dass ich genetisch weitestgehend „gesegnet“ war. Oder alles zusammen. Jedenfalls war ich schlank und hatte selbst nach meinen Schwangerschaften wenig bis keine Probleme, zum alten Gewicht zurück zu kehren. Hinzu kam, dass ich essen konnte, was ich wollte (das allerdings gehört längst der Vergangenheit an). Wahrscheinlich fragst du dich jetzt, was ICH dir wohl erzählen will, wenn ich die Sorge um die Traumfigur gar nicht nachvollziehen kann.
Recht hast du, aber warte. Die beschriebene Situation hielt sich beständig – bis zum Alter von ungefähr Fünfundvierzig. Plötzlich hatte ich eines dieser Aha-Erlebnis, die wir oft brauchen, um inne zu halten. Mein Körper veränderte sich zunehmend, obwohl meine Gewohnheiten in Bezug auf Bewegung und Ernährung unverändert blieben. Die Waage hatte ich längst aus meinem Leben verbannt, aber der Blick in den Spiegel sprach Bände. Erst Monate später, jammernd über die kontinuierlich schlechter werdenden Augen, der ständigen Suche nach einer der vielen Brillen, die längst Einzug in mein Leben hielten und dem permanenten Ziehen im linken Knie stellte ich mir die Frage nach den Wechseljahren. Ich war schockiert darüber, dass der Kelch offensichtlich nicht an mir vorbeizog, denn bis zu diesem Moment war mein Ego fest davon überzeugt.
Von der Speckrolle zur Opferrolle
Von Offenheit und Akzeptanz diesen Veränderungen gegenüber wollte ich zu diesem Zeitpunkt nichts wissen. Es war Frühling, und während meiner morgendlichen Yogaroutine, erstmalig wieder in Shorts, im herabschauenden Hund, – du weißt schon… Hände und Füße am Boden, Hintern in die Luft… – bekam ich beim Blick auf meine sich wie Geschenkband kräuselnde Oberschenkelhaut und dem kleinen Röllchen über dem Hosenrand feuchte Augen. Was sich in den darauffolgenden Monaten und Jahren abspielte, möchte ich dir im Einzelnen ersparen, nur soviel sei gesagt: Ich aalte mich still, leise und lange in der Opferrolle. „Ich bin alt, dick und faltig“, „Keiner schaut mich mehr an“ … Ich liebte diese (Opfer)Rolle, bis ich mir zu meinem 50. Geburtstag schliesslich ein paar Gedanken über meine Wahrheit machte.
Mir wurde klar, dass ich die Wahl hatte. Verharren und im Selbstmitleid ertrinken oder mich hinzusetzen und das Beste daraus machen. Alle Frauen vor mir hatten es auch geschafft und sie sehen nicht so aus, als hätten sie fürchterlich gelitten (inzwischen weiß ich natürlich, dass es nicht immer so ist). Ich entschied mich also für die Variante, das Beste daraus zu machen,
- hinterfragte meine Gewohnheiten und
- stieß die Wende in meiner Ernährung durch intermittierende Fasten an.
In dieser Zeit stellte ich mir die alles entscheidende Frage
Und was kommt jetzt?
Die Zeit des Jammerns war wichtig und richtig. Gefühlter Stillstand, in dem sich Alles verändern durfte. Ich konnte meinen Ist-Zustand wahrnehmen, durfte wehmütig und schlecht gelaunt sein. Ich durfte mich fragen, wohin meine Lust auf Sex entflohen war und wie ich mit den gelegentlichen, nächtlichen Schweißausbrüchen umgehen sollte. Ich nahm mir die emotionale Auszeit, um die Dinge klar zu bekommen, die mit mir geschahen. Heute bin ich extrem froh darüber, einen Beruf auszuüben, der mich in die Bewegung brachte, der mich in die Natur brachte. Das Training und die Zeit mit meinen Kundinnen an der frischen Luft hat mir sicher Einiges an Frust erspart. Mein Tipp am Rande: Geh´raus, bring´ Bewegung in deinen Alltag! Bewegung an der frischen Luft bringt die Seele zum Lachen und das ist es doch, was wir in dieser Zeit brauchen. Lachen! Lachen! Lachen!
Mein Learning aus dieser Phase war also, die Wechseljahre endlich auch von der andere Seite zu betrachten. Kaum hatte ich diese Entscheidung getroffen, als sich plötzlich diverse positive Begleiterscheinungen zeigten, die unbedingt beachtet werden wollten.
- Mittagsschlaf hat seine Berechtigung!
- Die Kinder sind unabhängiger
- Deine Bedürfnisse rücken in den Vordergrund
- Du kannst nochmal durchstarten oder
- Du kannst mit deinem Partner neue Prioritäten setzen
- Du wirst gelassener und egoistischer
Whow! Das alles war ein echter Mindchanger und bringt mich nun zum eigentlichen Thema zurück.
Du willst deine Traumfigur? Dann mach´sie dir!
Wenn wir im „Mainstream-Gedanken“ verharren, die Wechseljahre seien der Abschied von der Traumfigur, dann sind sie das auch. Und ja, natürlich wird es nicht leichter, die Pfunde purzeln zu lassen, aber deswegen heißt das nicht, dass wir uns diesem Schicksal hingeben müssen. Wenn du an deiner Figur etwas ändern möchtest, dann tu´es. Motiviere dich zu dieser Veränderung, informiere Dich und hole dir Hilfe, wenn du alleine nicht weiter kommst.
Stimme dich positiv und aktiviere durch deine posiviten Gedanken deine volle Energie. Du bist es wert, dich gut zu fühlen und du darst auch oder gerade in den Wechseljahren deine Traumfigur erreichen. Genauso darfst du sagen, mein Wohlfühlgewicht IST meine Traumfigur. Was immer für dich stimmig ist – GO FOR IT! Aber go! Bleib´nicht stehen und resigniere, weil deine Hormone verrückt spielen oder weil die Gesellschaft die Wechseljahre noch immer als Tabuthema betrachtet und Dir vorgaukelt „So ist das eben“. Überlege, an welchen Schräubchen du drehen kannst, um aktiv mit den natürlichen Veränderungen zu gehen und sie nicht als notwendiges Übel oder sogar als dein Feind zu betrachten. Gela hat sich z. B. der ganz persönlichen Challenge gestellt und fragt sich, ob ein Waschbrettbauch mit 50 wirklich sein muß.
An dieser Stelle empfehle ich dir unbedingt die Podcastfolge von Claudia Münster und Stephanie Kempe „Bye, bye Traumfigur“ .
Fazit: Abschied heisst auch „Hallo“
Für mich haben sich in den Wechseljahren einige Wertigkeiten verschoben. Manches tritt in den Hintergrund, ich selbst trete einen Schritt nach vorn. Das eine erzeugt Wehmut, anderes macht Mut, bringt Kraft und Erkenntnis. Abschied heißt, etwas Neues kommt. Abschied heißt auch „Hallo“. Hallo also du wunderbarer neuer Lebensabschnitt. Her mit dir, her mit den aufregenden Dingen, die du bietest. Ich will sie erleben, ich will sie geniessen. Traumfigur, Wohlfühlgewicht oder was?
Die Wahrheit liegt bekanntlich irgendwo in der Mitte. Ich habe meine Wohlfühlfigur zurück erobert. Nicht von allein, nein, sondern weil ich mich dafür entschieden und daran gearbeitet habe. Für mich ist die Phase des Wechsels etwas Positives und Bereicherndes – und ich möchte, dass es so bleibt!
Schlusswort
Zum Schluss komme ich nicht umhin zu erwähnen, dass bei allem Wohlfühlgewicht der gesundheitliche Aspekt keinesfalls aus den Augen verloren werden darf! Wenn das Körpergewicht in die eine oder andere Richtung eine Grenze erreicht, die sich negativ auf Gelenke, Herz-Kreislauf-System, Blutdruck oder andere Aspekte auswirkt, dann ist es ratsam und notwendig, die Definition des eigenen Wohlfühlgewichts zu hinterfragen. Die liebe Rabea Kieß hat einen sehr umfangreichen Artikel verfasst, was Frauen ab 40 anders machen sollten, wenn sie abnehmen wollen. Schau´ da unbedingt rein!
Schreib’ mir gerne in den Kommentar wie es dir ergangen ist oder gerade ergeht. Laß’ uns das Thema enttabuisieren, uns austauschen und unterstützen. Und deswegen…
Halt!
Eine Sache musst du noch wissen! Nein Zwei…
Es gibt eine neue Video–Serie mit dem Namen „Let´s Talk Meno“! Eine erfrischende Kooperation zwischen Lemondays und menoElle, in der die Wechseljahre aus der Tabuzone geholt werden. Wir sprechen offen über diese unglaubliche Zeit. Ja, wir… Danke, dass ich an dieser großartigen Produktion mitwirken durfte!
Last but not least ist der Artikel von Stefan Bressel, dem einzigen männlichen Teilnehmer der Blogparade, ein wirklich entzückender Beitrag. Lehne dich zurück und lausche der Elefantendame Elsa bei ihrem inneren Dialog über die Weiblichkeit.
Let´s talk!