Die Schilddrüse – Gaspedal unseres Körpers unter die Lupe genommen

Ein Gastbeitrag von Martin Auerswald

Die Schilddrüse ist maßgeblich an Energie, Antrieb und Motivation in unserem Körper verantwortlich. Obwohl diese kleine Drüse nur so groß wie eine Walnuss ist, entscheidet sie maßgeblich über unseren Energieverbrauch, schlanke Figur und unser Wohlbefinden. Erfahre heute alles Wichtige über die Schilddrüse und wie du sie gesund hältst.

Der heutige Beitrag ist ein Gastbeitrag von Martin Auerswald. Martin ist studierter Biochemiker und molekularer Biotechnologe und schreibt auf SchnellEinfachGesund und Primal State über schnelle und einfache Gesundheitstipps, die jeder einfach umsetzen kann.

Was ist die Schilddrüse?

Diese kleine Drüse bestimmt maßgeblich darüber, wie du dich fühlst. Doch was ist die Schilddrüse überhaupt?

Die Schilddrüse ist ein etwa walnussgroßes Organ, das unter dem Kehlkopf sitzt und die Luftdrüse in der Form eines Schmetterlings ummantelt. Bei einem gesunden Menschen ist die Schilddrüse etwa 20 ml groß und kann bei einer Schilddrüsenunterfunktion bis auf 40 ml anwachsen. Ist sie vergrößert, spricht man von einem Kropf. Ein Kropf war übrigens bis vor hundert Jahren besonders in den Alpenregionen sehr verbreitet. Warum? Das erfährst du gleich.

Die Schilddrüse hat einige sehr wichtige Aufgaben, die trotz ihrer geringen Größe wichtig für den gesamten Organismus sind. Denn sie produziert Hormone, die viele wichtige Aufgaben im Körper übernehmen. Neben dem Parathormon (PTH), das am Knochenstoffwechsel beteiligt ist und in der Nebenschilddrüse gebildet wird, ist es das Thyroxin (fT4), dass der Schilddrüse ihre Daseinsberechtigung gibt.

Thyroxin ist das von der Schilddrüse gebildete Schilddrüsenhormon. Es wird ins Blut abgegeben und im Körper in fT3 umgewandelt. fT3 ist das aktive Schilddrüsenhormon, das seine vielfältigen Wirkungen entfaltet.

Was sind die Aufgaben des aktiven Schilddrüsenhormons im Körper?

Die Aufgaben des aktiven Schilddrüsenhormons fT3

Um zu verstehen, warum die Schilddrüse so fundamental wichtig ist, wollen wir mal die Aufgaben von fT3 genauer unter die Lupe nehmen:

  • Steuerung des Energieverbrauchs
  • Bildung von braunem Fettgewebe, welches Fett verbrennt und Wärme erzeugt
  • Wachstumsreiz für neue Mitochondrien, die Kraftwerke in den Körperzellen
  • Erhöhung der Produktion von Dopamin (Glückshormon) und Testosteron (Sexualhormon)
  • Bildung von Gallensäure
  • Senkung des Cholesterinspiegels
  • Bildung neuer Blutgefäße und somit bessere Durchblutung
  • Senkung des Blutdrucks bei erhöhtem Blutdruck
  • Steuerung der metabolischen Flexibilität, also dem Hin- und Herschalten zwischen Fett- und Zuckerverbrennung
  • Verstärkung der Autophagie (körpereigenen Müllabfuhr)
  • Steuerung der Darmperistaltik und damit der Verdauungstätigkeit
  • Erhöhung des Knochenwachstums
  • Erhöhung des Muskelwachstums

Du siehst, das aktive Schilddrüsenhormon hat an vielerlei Orten im Körper seine Finger im Spiel. Maßgeblich ist natürlich die Energie: Wie viel Energie der Körper verbraucht und wie viel Energie wir subjektiv zur Verfügung haben, wie gut wir uns also führen.

Wie es sich anfühlt, wenn die Schilddrüse mal nicht so arbeitet, wie sie soll? Betroffene einer Schilddrüsenunterfunktion beschreiben es so, als sei ihnen „ein Stecker gezogen worden“. Die Energie fehlt, Antrieb und Motivation fehlen ebenso, Lustlosigkeit macht sich breit. Und wenn die Energie fehlt und weniger Energie verbraucht wird, wachsen auch die Speckpölsterchen.

Energie, Wohlbefinden und Zufriedenheit. So könnte man die Aufgaben der Schilddrüse zusammenfassen.

Schilddrüsenunterfunktion – Wenn die Schilddrüse nicht macht, was sie soll

Etwa 10-12 Millionen Menschen in Deutschland leiden an einer Schilddrüsenunterfunktion, ein großer Teil davon kann auf die Autoimmunerkrankung Hashimoto Thyreoiditis zurückgeführt werden. Bei Hashimoto greift das Immunsystem die Schilddrüse an und zerstört sie.

Warum das Immunsystem das macht, ist individuell und nicht abschließend geklärt. Die wichtigsten Ursachen werden mit Nährstoffmängeln, Infekten, der Genetik und Strukturschäden in Darm und Leber erklärt.

Der Unterschied zwischen einer wenig und einer sehr aktiven Schilddrüse kann einen Tagesumsatz von 500 kcal ausmachen. Also einer Tafel Schokolade!

Diese Energiemenge fehlt Betroffenen. Das sind die Menschen, die schon früh nach dem Aufstehen direkt wieder ins Bett möchten, erst nach 2 Tassen Kaffee so richtig wach werden und für Sport „keine Energie haben“. Auf der anderen Seite sind es genau die Menschen, die scheinbar schon davon zunehmen, wenn sie Kuchen nur ansehen.

Diesen Menschen fehlt es an Schilddrüsenhormonen. Doch was ist „zu wenig Schilddrüsenhormone“? Was bedeutet das und wie lässt sich das erkennen?

Schilddrüsenhormone – Eine Übersicht

Die Schilddrüsen-Achse lässt sich vereinfacht so beschreiben:

  1. Im Hypothalamus wird ein Hormon namens TRH gebildet
  2. TRH gibt in der Hirnanhangdrüse (Hypophyse) den Auftrag, TSH zu bilden. TSH bedeutet „Schilddrüsen-stimulierendes Hormon“
  3. TSH ist ein Stimulus für die Schilddrüse, Hormone zu bilden. Diese bildet aus verschiedenen Bausteinen Thyroxin (fT4) und gibt es ins Blut ab.
  4. Benötigt ein Gewebe im Körper das aktive Schilddrüsenhormon, wandelt es fT4 in fT3 um.
  5. fT3 gibt in der Hirnanhangdrüse Bescheid, dass erst mal kein TSH mehr benötigt wird. Das nennt man negative Feedbackschleife – so reguliert sich die Schilddrüsenachse von selbst.
  6. Wenn die Umwandlung von fT4 in fT3 beeinträchtigt ist, steigt TSH immer weiter an. Dann bringt auch die Gabe von L-Thyroxin nichts.

Wie lässt sich nur ein Mangel an Schilddrüsenhormonen erkennen? Am Anfang stehen meistens die Symptome einer Schilddrüsenunterfunktion, die Patienten aufhorchen lassen: Schleichende Gewichtszunahme, Müdigkeit, Energiearmut, Antriebslosigkeit, Reizbarkeit, schlechter Schlaf, Steine Cholesterinspiegel.

Der Arzt misst dann üblicherweise TSH Blut. TSH ist ein erster Anhaltspunkt, aber nicht sehr aussagekräftig. Um einen guten Überblick zu erhalten, müssten TSH, fT4 und fT3 gemessen werden.

Die offiziellen Referenzbereiche sind:

  • TSH: 0,3 – 4,0 mIU/l (anzustreben ist ein Wert < 2)
  • freies T3 (fT3): 2,2 – 4,4 pg/ml (anzustreben ist ein Wert > 3,5)
  • freies T4 (fT4): 0,9 – 1,8 ng/dl (anzustreben ist ein Wert > 1,3)

Für Gesundheit und Wohlbefinden ist fT3 maßgeblich entscheidend. Meist wird nur TSH gemessen – erst auf Nachfrage auch fT4 und fT3.

Wenn dein Arzt gut mitdenkt, macht er auch ein Ultraschall von der Schilddrüse und bei Verdacht auf Hashimoto einen Bluttest auf Antikörper. Dann hast du einen guten Überblick über deine Schilddrüsengesundheit.

Wenn der Arzt eine Unterfunktion diagnostiziert, verschreibt er üblicherweise künstliches L-Thyroxin und schickt dich nach Hause. Nur in 20 % der Fälle führt das auch zu einer Besserung. Warum? Weil die Schilddrüse (und der gesamte Körper) mehr als nur Thyroxin benötigen. Und wie du nun weißt, ist Thyroxin (fT4) nur die Vorstufe von aktivem Schilddrüsenhormon. Was also, wenn es nicht ausreichend in fT3 umgewandelt wird?

Das ist der häufigste Fall. Schauen wir uns den mal an:

Was eine gesunde Schilddrüse wirklich braucht

Wir machen uns nun auf die Suche nach einer optimal funktionierenden und gesunden Schilddrüse. Die hat alles, was sie benötigt und nur wenig behindert sie bei der Arbeit.

Unter diesen Bedingungen produziert sie auch ausreichend Schilddrüsenhormone. Genau so viel, wie sie für einen gesunden Stoffwechsel und ein gutes Wohlbefinden benötigt. Dazu ist die Schilddrüse schließlich da.

Tatsächlich sind es nur wenige Bausteine, die die Schilddrüse benötigt. Aber sie ist sehr empfindlich – wenn nicht alles optimal funktioniert, stellt sie sehr schnell ihre Arbeit ein. Es geht darum, den Flaschenhals zu finden, der die Schilddrüse bremst. In den meisten Fällen sind das Nährstoffe, die es ihr mangelt.

Folgende Nährstoffe benötigt die Schilddrüse:

  • Tyrosin: Aminosäure, zu finden besonders in tierischen Proteinen
  • Eisen: zu finden in rotem Fleisch, rote Beete, Zucchini, Hirse, Eier
  • Zink: rotes Fleisch, Meeresfrüchte
  • Selen: rotes Fleisch, Meeresfrüchte, Eigelb, Paranüsse
  • Vitamin B: rotes Fleisch, Hülsenfrüchte, Eier, Sauerteigbrot
  • Vitamin A: Leber, Eigelb, Fischöl, Karotten, Tomaten, grünes Gemüse
  • Jod: Fisch, Meeresfrüchte, Algen

Jod ist übrigens der häufigste Mangelnährstoff in dieser Liste. Denn nur die wenigsten Menschen essen ausreichend Jod, um die Schilddrüse zu versorgen. Der Jodmangel war auch der Hauptgrund für die weite Verbreitung des Kropfes in den Alpen vor Einführung von jodiertem Speisesalz. Kennst du Kropfbänder? Dieser Schmuck wurde ursprünglich ersonnen, um die Kröpfe zu verdecken.

Eine gute Faustregel sind 500-1000 mcg Jod täglich, was 5 g getrockneten Algen, 400 g Seelachs oder 300 g Meeresfrüchten entspricht. Die Japaner machen es uns vor: Und essen besonders gerne Algensalat und Miso Suppe (mit Algen).

Jod ist der erste Tipp, wenn jemand an einer Schilddrüsenunterfunktion leidet und nicht Hashimoto hat. Danach gilt es, auf die anderen Nährstoffe zu achten.

Sind diese Faktoren abgedeckt, kann parallel dazu auf folgende „Schilddrüsenbremsen“ geachtet werden:

Die Schilddrüsenbremsen

Kommen wir abschließend zu den „Schilddrüsenbremsen“ – Faktoren, die ein optimales Funktionieren der Schilddrüse unterbinden:

Stress

Chronischer Stress führt dazu, dass fT3 in das inaktive rT3 umgewandelt wird. Das ist ein Schutz des Körpers davor, in stressigen Zeiten bzw. Notzeiten zu viel Energie zu verbrauchen. Hier ist es besonders wichtig, dem chronischen Stress durch aktive Stressreduktion entgegenzuwirken.

Quecksilber

Schwermetalle sind im Allgemeinen eine Belastung für die Schilddrüse. Quecksilber jedoch ganz besonders, da es die Umwandlung von fT4 in fT3 behindert. Die wichtigsten Quellen für Quecksilber sind neben Thunfisch und Schwertfisch übrigens Amalgamfüllungen. Hier ist es empfehlenswert, eine mögliche Schwermetallbelastung zu überprüfen (mittels Haarmineralanalyse) und eine fachmännisch geführte Schwermetallausleitung zu beginnen.

Gluten

Das Kleberprotein aus Weizen, Roggen, Dinkel und Gerste erscheint hier etwas fehl am Platze. Und doch führt Gluten – ob Glutenunverträglichkeit oder nicht – zu chronischen Entzündungen im Körper, unter denen auch die Schilddrüse leidet. Es empfiehlt sich, auf Sauerteigprodukte und glutenfreie Getreidesorten umzusteigen.

Nährstoffmangel

Natürlich ist Nährstoffmangel auch eine Bremse, wahrscheinlich die wichtigste. Ein Mangel an Jod, Selen, Zink, Eisen, B-Vitaminen oder Vitamin A ist sehr verbreitet, kann jedoch mit dem richtigen Wissen und einer gesunden Ernährung gut „behandelt“ werden.

Fazit

Im heutigen Beitrag hast du im Schnelldurchgang viel Wichtiges über die Schilddrüse erfahren. Was sie ist, was ihre Aufgaben sind und wie du mit einer gesunden Ernährung und Lebensführung deine Schilddrüse pflegen kannst. Unter optimalen Bedingungen wird sie dir damit danken: Mit Energie, Antrieb, Motivation und vielleicht sogar einer schlankeren Taille.


Herzlichen Dank für diesen aufschlußreichen Artikel. Gerade in den Wechseljahren ist es sinnvoll, auch einen Blick auf die Schilddrüsenhormone zu werfen und Achtung… auch die Werte fT4 und fT3